Dominik Meier, Inhaber von Miller & Meier Consulting und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung, schildert im vorliegenden Interview - hier in gekürzter Fassung lesbar - mit der Zeitschrift „Politikum“ die schwierige Gradwanderung und das großes gegenseitiges Unverständnis im Verhältnis zwischen (Politik-)Wissenschaft und praktischer Politikberatung. Dabei beleuchtet er als Grenzgänger beider Welten offen die Herausforderungen, vor denen das erfolgreiche Zusammenspiel der beiden Felder stehen. Er weist aber auch auf das Potenzial hin, wie gemeinsame Logiken und Denkweisen sich ergänzen könnten. Dabei vergisst er auch nicht die bedeutende Nachwuchsförderung und gibt einige Tipps an gegenwärtige Studierende, die die „Politikberatung“ als ein mögliches Berufsfeld für sich sehen.
Debatte
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Politische Praxeologie als die Lehre vom erfolgreichen Machtgebrauch (Langfassung)
Politische Praxeologie ist die Lehre vom erfolgreichen Machtgebrauch. Gerade in Deutschland ist kaum ein Begriff ist so tabuisiert wie der der Macht. Doch der gezielte und legitime Einsatz von Macht durch Individuen und Kollektivakteure ist die wichtigste Antwort auf eine der großen Herausforderungen der Spätmoderne: Wie können sich Menschen im hochkomplexen Widerstreit zwischen gesamtgesellschaftlicher, dispositiver Verhaltensprägung und -steuerung einerseits und plötzlich einbrechenden Krisen und Paradigmenwechseln andererseits behaupten? In diesem Spannungsfeld von sozialer Notwendigkeit und Kontingenz ist Macht die zentrale Ressource, mit der Akteure Entscheidungs- und Planungshoheit zurückgewinnen. Umso drängender ist die Frage, was Macht ist und wie man sie erfolgreich und verantwortungsvoll erwirbt, nutzt und ausweitet. Ausgehend von den methodologischen Prämissen der praxeologischen Vordenker Bourdieu, Foucault, Veyne und Eßbach ist die politische Praxeologie der Versuch, sozial- und kulturwissenschaftliche Einsichten über die dispositive Situiertheit des Menschen fruchtbar zu machen und einen Leitfaden für seine Befähigung zur Macht zu entwickeln.
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Politique – cinq règles pour entrepreneurs
Pour un capitaine de l’économie, il est important de comprendre comment on peut jouer un rôle actif dans le jeu politique au lieu de n’être qu’un figurant larmoyant.Régulièrement, des politiciens prennent des décisions de principe qui consciemment ou inconsciemment vont à l’encontre de toutes les règles de l’économie et des intérêts du monde de l’entreprise: Guerre économique de Donald Trump contre la Chine et l’UE, pers-pective d’un Brexit No-Deal, transition énergé-tique allemande – la liste pourrait se prolonger facilement. Avec une profonde conviction et le soutien de millions de citoyens, des dom-mages économiques sont acceptés pour satis-faire l’orgueil national de la population ou les objectifs écologiques. Cela ne veut pas dire que les représentants du peuple sont des enne-mis de l’économie. La politique et l’économie sont seulement fondamentalement différentes. L’ambition du politicien est de servir son pays. Celle de l’entrepreneur est de faire un chiffre d‘affaires pour survivre.Il est d’autant plus important pour des chefs d’entreprises de comprendre comment partici-per au jeu politique, au lieu de n’être qu’un figu-rant. Les représentants de l’économie doivent comprendre la mentalité de la politique, ses processus et ses conditions de légitimité. Pour cela, il y a cinq simples règles de base.
Politik – fünf Regeln für Unternehmer
Für Wirtschaftskapitäne ist wichtig zu verstehen, wie man beim Machtspiel der Politik eine aktive Rolle spielen kann, anstatt nur quengelnder Statist zu sein.
Immer wieder treffen Politiker Grundsatzentscheidungen, die bewusst oder unbewusst gegen alle Regeln der Ökonomie und gegen die Interessen der Unternehmerschaft verstossen: Donald Trumps Wirtschaftskrieg gegen China und die EU, der sich abzeichnende No-Deal-Brexit, die deutsche Energiewende – die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Aus tiefer Überzeugung und unterstützt von Millionen von Bürgern werden massive volkswirtschaftliche Schäden in Kauf genommen, um den Nationalstolz der Bevölkerung zu befriedigen oder ökologische Ziele zu verfolgen. Das bedeutet nicht, dass Volksvertreter Wirtschaftsfeinde wären. Politik und Ökonomie sind nur grundverschieden. Der Anspruch des Politikers ist es, seinem Land zu dienen. Der Anspruch eines Unternehmens ist es, Umsatz zu machen, um zu überleben.
Macht: ein Plädoyer für einen ehrlichen Blick
Macht ist allgegenwärtig, nicht nur in Politik oder Wirtschaft, sondern auch im Privatleben, in Freundschaften und Familien. Überall prallen Interessen von Menschen aufeinander – überall kon-kurrieren sie um knappe Ressourcen zur Durchsetzung ihrer Ziele. Das Streben nach Macht ist eine, wenn nicht die conditio humana. Zugleich hat Macht einen schlechten Leumund. Wer nach ihr strebt, macht sich moralisch verdächtig. Der Traum von der herrschaftsfreien Gesellschaft begleitet seit jeher den öffentlichen Diskurs, oft als utopisches Grundrauschen einer fundamentalen Politik-kritik. Diese schizophrene Konstellation ist gefährlich: Eine Welt, in der Macht zwar alle sozialen Bindungen durchzieht, aber tabuisiert wird, ist anfällig für Mythenbildung und Paranoia. Die Ent-fremdung zwischen politischen Eliten und Bevölkerung, die seit Jahren unsere Demokratien erfasst hat, ist ein Symptom dieses Missstands.
Die menschliche Demokratie – und ihre Grenzen
Unlängst veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung einen spannenden Artikel über die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Der Beitrag – „Idealismus ist blind für Kompromisse“ – porträtiert John Dalhuisen, einen britischen Menschenrechtler, der nach zehnjähriger Leitungstätigkeit ernüchtert seine Arbeit für Amnesty niederlegte. Dalhuisen führt aus, wie die Flüchtlingskrise ihn immer weiter von seinem ehemaligen Arbeitgeber entfremdete. Insbesondere mit Amnestys rigoroser Ablehnung des EU-Türkei-Abkommens weiß der Menschenrechtler wenig anzufangen. Dalhuisen hält den moralischen Absolutismus von Anmesty und die radikale Kompromisslosigkeit, die sich daraus ergibt, für falsch. Denn: Diese Haltung mache es unmöglich, Politik konstruktiv mitzugestalten. Schlimmstenfalls führe sie geradewegs zur Abschaffung des Rechts auf Asyl und damit zu noch mehr Leiden zukünftiger Flüchtlingsgenerationen
Interessenvertretung der Zukunft heißt Global Governmental Relations: glaubwürdig, global, compliant und digital
Die Themen Digitalisierung, Globalisierung und Glaubwürdigkeit prägen die Arbeit der Interessenvertretung. Es zeigt sich hier immer wieder, dass der Begriff „Public Affairs“ sehr unspezifisch, missverständlich und für die globale Diskussion teilweise unbrauchbar ist. Neben dem traditionellen Begriff Lobbying wird deshalb zunehmend der Begriff „Global Governmental Relations“ zur Beschreibung der Arbeitsweise von Interessenvertretung verwendet. Dabei lassen sich vier aktuelle Trends aufzeigen: Gemeinwohlorientierung, Globalität sowie Beeinflussung der Interessenvertretung durch Compliance und der Einsatz von IT und Künstlicher Intelligenz.
Perspektiven auf verantwortungsvolle Interessenvertretung
Dominik Meier spricht als verantwortlicher Gastherausgeber des Political Science Applied (PSCA) Sonderhefts „Interessenvertretung und Lobbying“ im Editorial zentrale Punkte der aktuellen Diskussion um die Rolle und Gestaltung von Interessenvertretung an: Ethische Branchenstandards und Regulierung, fairer Interessenausgleich und die Stärkung des Vertrauens in das demokratische System als wesentliche Grundlage verantwortungsvoller Interessenvertretung.